1500 Narren erlebten im „Gürzenich von Goch“ den GGK-Sessionsstart für Prinz Achim I. Verrieth und Lieblichkeit Svenja II. Lange.

Genau 1098 Tage lang hatten die Gocher dank der Corona-Maßnahmen auf ihr Großereignis namens Prinzenkür verzichten müssen, doch das ist jetzt vollendete Vergangenheit: 1500 Untertanen feierten im „Gürzenich von Goch“ einen Auftakt aus dem Bilderbuch des Karnevals für das 9. Tollitätenpaar der 1. Großen Gocher Karnevalsgesellschaft (GGK) Rot.-Weiß, Achim I. Verrieth und Svenja II. Lange, die während der pandemiebedingten Pause tapfer auf ihren großen Moment gewartet hatten. Genau 311 Minuten lang feierten die Narren in der Sporthalle des Gymnasiums einen grandiosen Start in die Fastelovend-Session.

„Was für ein Bild!“, staunte Sitzungspräsident Jürgen Hemmers auf der bestens präparierten Bühne, als die Standartenträger aller karnevalstreibenden Gocher Vereine mit dem Tambourkorps Asperden zum Start emporgeklettert waren. Die Rolle der „Eisbrecher“ meisterten die Funkertwens aus Kleve mit Bravour. André Budde, Thomas Schumacher, Rainer Ulrichs und Jürgen Hecht besangen den „Skandal um Ulla“ und parodierten den Gocher Kultwirt Benny gekonnt.

Was folgte, war ein Triumphzug in Rot und Weiß. Die GGK-Armada eroberte die Bretter, die die Karnevalswelt bedeuten. Hemmers begrüßte das Paar mit den Worten: „Der Gocher Karneval zieht über die Dörfer. Der Prinz ist aus Kessel und die Prinzessin aus Hassum!“ Dann war der große Augenblick für Bürgermeister Ulrich Knickrehm gekommen: „Paar in spe war gestern, heute gibt es ein neues Prinzenpaar. Ihr habt Geduld und Hoffnung gebraucht“, sprach der Erste Bürger und tat um genau 20.09 Uhr gewohnt souverän seine mit Küsschen und Orden belohnte Pflicht: Achim I. und Svenja II. regieren Goch. Mit dem scheidenden Kolping-Karneval-Komitee-Paar Johannes Knops und Julia Giesen wurden schnell noch Orden und Präsente getauscht, ehe Achim erste Worte ans Volk richtete: „Auf diesen Moment haben wir lange gewartet. Unser Dank gilt dem toll organisierten Karneval mit dem RZK und den befreundeten Vereinen, die alle ihre Auftritte verschieben mussten“. Zu Ehren der Tollitäten legten dann die Funkenmädchen der GGK ihren mitreißenden Gardetanz hin.

Absolute Extraklasse bot die Kölner Showband „De Bajaasch“, die aus dem Stand den Saal in ein Tollhaus verwandelte. Nach den temperatursteigernden Zugaben „Drink doch ene met“ und „Su lang mer noch am lääve sin“ herrschte Einigkeit: Ein phantastischer Auftritt.

Dem Gardetanz der Mädchen des AKV Vallis Comitis aus Asperden folgte die Thronrede der stolzen Karnevalsoberhäupter. „Endlich, endlich sind wir den Titel Prinzenpaar in spe los“, stöhnte Achim I., mit Svenja II. das inzwischen 68. Paar der Stadt Goch. Das Motto in dieser Session lautet: „Wej sin al blos Menze – Lachen, Tanzen, Singen, Scherzen – Gocher Karneval berührt die Herzen“. Ein besonderer Gruß ging an das 92-jährige Urgestein Ladis Derer, vor 66 Jahren einer der Gründer der 1. GGK Rot-Weiß.

Den Besuch des Überraschungsgasts der Prinzengarde dürfte kein Besucher so schnell vergessen. „Enne Janze“ alias Georg Jansen bot, im Rollstuhl an einem Tischchen sitzend, eine Bütt op Platt, wie es sie in dieser Güteklasse lange keine mehr auf der Kür gegeben hat. Die Lachtränen flossen literweise, der Brejpottquaker „aus der Champions League der Büttenredner“, wie ihn Präsident Helmut Vehreschild mal in Kellen bezeichnet hatte, bekam nicht nur eine Rakete, sondern musste auch noch eine gefeierte Zugabe bieten. „Mein Herzenswunsch ist in Erfüllung gegangen“, strahlte Prinz Achim.

Das Tanzcorps der Pumpengemeinschaft Vrouwenpoort bewies mit vielen Hebefiguren, dass dieses Können nicht nur in Köln verbreitet ist und auch die 14 „Dancing Queens“ des Kolping Karneval Komitees 1885 begeisterten die im Saal feiernde Narrenschar mit einer „Abba-Party“.

Der zweite Überraschungsgast der Rot-Weißen bot erneut einen Wortbeitrag, wiederum ein Wunsch des Prinzen Achim, der bekanntlich jahrzehntelang passionierter Büttenredner war, erst in Kessel, dann auch in Goch und im ganzen Kreis Kleve. René Steinberg, Kabarettist, Radiomoderator und Kneipenquiz-Kollege der Keppelner Queekespiere-Oberkarnevalistin und WDR-Moderatorin Steffi Neu, fegte über die Bühne und brachte nicht nur mit seinem Mülheimer Ruhrgebiets-Slang die Zwerchfelle der Gecken in Aufruhr.

Für 30 Jahre kölsche Musik im Gewand des Karnevals steht die Truppe „Kolibris“. Und die brauchte keine 30 Sekunden, um den Saal hinter sich zu bringen. „Wenn et trömmelche jeht“, „Die Hände zum Himmel“, die Profitruppe zog das ganze Register der Gute-Laune-Partymusik aus der Domstadt, lautstark gefeiert vom Narrenvolk.

Kleiner Missklang dann im Finale, denn Jürgen Hemmers musste notgedrungen verkünden, dass der eigentlich angekündigte Stargast Dave Davis „Motombo“ irgendwo auf der Autobahn stecken geblieben sei und nicht kommen könne. Stattdessen spielte die Kürbegleitband „Skyliners“ (die nach Programmende auch noch für eine After-Kür-Party sorgte) alle Akteure der Kür-Nacht mit dem Gocher Musikverein auf die Bühne. Nach genau 307 Minuten erklang das Gocher Heimatlied, nach 311 Minuten sprach Prinz Achim „vom Start in eine goldene Session“.

Dreimal Goch, Helau!

Ein Beitrag von Jürgen Loosen für die Rheinische Post